JAZZ
O tis Brown III
THE THOUGHT OF YOU
Blue Note/Univetsal CD
(57')
Wem Otis Brown III schon bei Espe-
ranza Spalding und Joe Lovano auf-
fiel, der m ag neugierig sein auf
das Leader-Debüt des Drummers.
Selbst Sohn eines Drummers, der
für R&B-Stars (Bobby „Blue“ Bland,
Al Green) arbeitete, ist er fest im
„funky stuff“ verankert und verbin-
det dies mit den komplexen Rhyth-
mus- und Formauffassungen des
aktuellen Jazz. Neo-Soul-Sänger
Bilal, Keyboarder Robert Glasper
und andere, die jetzt mitwirken, w a-
ren seine Kommilitonen. Man kennt
sich, und so entsteht aus heteroge-
nen Zutaten (Songs, Instrumentals,
Gospel, „spoken w ord“) ein viel-
schichtiges Album aus einem Guss.
klm
MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
The Bad Plus
INEVITABLE WESTERN
Okeh/Sony Music CD
(51')
Nach ihrer eigenwilligen Interpre-
tation von Igor Strawinskys „Le
sacre du printem ps“ („The Rite Of
Spring“) spielen „The Bad Plus“ auf
ihrem nachfolgenden Studioalbum
ausschließlich Originals. Damit be-
kräftigen sie erneut ihr eigenstän-
diges musikalisches Profil, das sich
von gängigen Piano-Jazz-Trios un-
terscheidet. Themen wie die Bal-
lade „I Hear You“ oder das rocki-
ge „Do It Again“ klingen wie Roh-
entw ürfe für Popsongs. M it Ein-
zeltönen kreiert Pianist Ethan Iver-
son reizvolle Beiträge, die auch bei
den bisweilen wilden Eskapaden
der Rhythmusgruppe niemals ihre
m elodiöse Ausrichtung verlieren.
G.F.
MUSIK
KLANG
Trio 3 & V ijay Iyer
WIRING
Intakt/HM CD
(70')
Anfangs wirkte der Name „Trio
3
“ wie eine Tarnkappe, unter der
die drei Altmeister der Jazzavantgarde sich verstecken wollten,
doch längst steht er für ein Dreigestirn ohne Bandleader oder
eng gefasste Stilgrenzen: Oliver Lake, einst Gründungsmitglied
des World Saxophone Quartet; Reggie Workman, Bassist im
John Coltrane Quartet von
1 9 6 1
; Andrew Cyrille, lange Drum-
mer bei Cecil Taylor. Als Trio laden sie seit einiger Zeit gern Pi-
anisten hinzu, jetzt Vijay Iyer. Alle Beteiligten steuern Kompo-
sitionen bei; im Zentrum steht Iyers dreiteilige „Suite For Tray-
von (and Thousands M ore)“ zum Gedenken an den schwarzen
Jugendlichen Trayvon Martin, der im Februar
2 0 1 2
in Florida
von einem Wachmann erschossen wurde. Durch den aktuel-
len Fall Michael Brown und die Krawalle von Ferguson im Zeit-
raum der Veröffentlichung des Albums gewinnt die Suite ei-
ne verstörende Brisanz. Besonders im
3
. Satz verdichten sich
Lakes expressives Alt und Iyers dissonante Cluster über osti-
natem Groove von Bass und Drums zur bitteren Anklage. Eine
andere Widmung, „Tribute To Bu“, gilt dem großen Drummer
Art Blakey: ein Schlagzeugsolo mit kommentierenden Einwür-
fen der anderen, wobei Cyrille nur Felle, nicht Becken bedient.
Das Album spannt den Bogen von vertrackten Themen mit Brü-
chen und Intervallsprüngen über Modales post-coltranescher
Couleur („Willow Song“) bis zur freien Kollektivimprovisation
(„Rosmarie“). Vor den Studioterminen spielten die vier ein paar
Tage im New Yorker Birdland, um zum Quartett zusammenzu-
wachsen. Das Ergebnis spricht für sich: Hier ist der vierte Mann
mehr als nur Gast.
Berthold Klostermann
MUSIK ★ ★ ★
★ ★
KLANG ★ ★ ★
★ ★
Jazz, Funk und Soul
M it über 20.000 Besuchern jährlich gehören die Le-
verkusener Jazztage zu den zugkräftigsten deutschen
Festivals für improvisierte Musik. Das wird sich wohl
auch dieses Jahr nicht ändern, schließlich sind vom 8.
bis 16. November m it dem Pianisten Michael Wollny
oder dem Bluessänger Dr. John wieder Schwergewichte
der Szene in Leverkusen vertreten. Auch Freunde der
funkigen und souligen Klänge dürften mit Künstlern
und Bands wie Candy Dulfer, Maceo Parker, Tower
of Power und Incognito auf ihre Kosten kommen.
Ein besonderes Highlight verspricht der Auftritt des
Soulsängers Gregory Porter zu werden. Als weiterer
Vokal-Act konnte Ute Lemper verpflichtet werden, sie
wird begleitet von der WDR Big Band.
Weitere Infos:
Tel. 02171/76 79 59,
www.leverkusener-jazztage.de
K L A S S IK
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